Apple verdient jährlich Milliarden mit seinem App Store. Aber dieses Geschäftsmodell gerät ins Wanken. Ein aktuelles Gerichtsurteil in den USA erklärt einen Teil der bisherigen Provisionspraxis für illegal. Entwickler dürfen jetzt eigene Bezahlsysteme einsetzen – ohne Strafzahlung an Apple. Das bringt das Unternehmen unter Druck. Einem Bericht von Mark Gurman zufolge könnte Apple bald handeln müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der App Store ist eine der größten Einnahmequellen von Apple. Für jede In-App-Transaktion kassiert Apple bisher zwischen 15 und 30 Prozent Provision. Vor allem in den USA, dem mit Abstand wichtigsten Markt für den App Store, bringt das enorme Summen. Doch das Geschäftsmodell gerät ins Rutschen. Seit einem Gerichtsurteil Ende letzten Monats dürfen Entwickler dort eigene Zahlungsanbieter nutzen, ohne die bisherige 27-Prozent-Provision an Apple zahlen zu müssen. Viele große Anbieter haben diesen Schritt bereits gemacht. Die Frage ist jetzt: Wie reagiert Apple?
Das Gerichtsurteil und seine Folgen
Laut dem Urteil ist die 27-prozentige Provision auf externe Zahlungen im App Store unzulässig. Entwickler dürfen eigene Zahlungsabwicklungen implementieren. Bis dahin war das nur theoretisch möglich – praktisch aber unattraktiv. Wer ein externes System nutzen wollte, musste mehrere Hürden überwinden: Erstens einen Warnhinweis einbauen, der Nutzer vor möglichen Risiken beim Verlassen des App Stores warnte. Zweitens verlangte Apple eine Provision von 27 Prozent auf jeden extern abgewickelten Kauf. Das hatte zur Folge, dass sich ein Wechsel nicht lohnte. Die meisten Zahlungsdienstleister verlangen nur rund drei Prozent. Entwickler mussten also zusätzlich an Apple zahlen – ein Minusgeschäft. Mit dem Urteil entfallen diese Bedingungen. Entwickler können frei entscheiden, wie sie ihre Zahlungen abwickeln wollen. Viele große Anbieter haben sofort reagiert und ihre eigenen Systeme eingeführt. Auch kleinere Entwickler dürften folgen. Der Verlust für Apple könnte erheblich sein.
Apple verliert Kontrolle und Einnahmen
Apple verdient laut dem Bericht von Mark Gurman rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr mit den App-Store-Provisionen. Diese Summe ist gefährdet. Entwickler weichen aus, das Geld fließt an Drittanbieter. Apple will gegen das Urteil Berufung einlegen, doch das Verfahren wird Zeit brauchen. In der Zwischenzeit gelten die neuen Regeln. Das gibt Entwicklern Luft, sich unabhängig zu machen. Je länger das Verfahren dauert, desto mehr Entwickler könnten dauerhaft auf eigene Lösungen umsteigen. Und selbst wenn Apple in einem Berufungsverfahren Erfolg hätte – viele werden nicht zurückkehren. Der Schaden ist also nicht nur kurzfristig.
Was Apple jetzt tun kann
Mark Gurman nennt zwei konkrete Optionen, die Apple bleiben: Erstens könnte Apple versuchen, Entwickler durch ein stärkeres Argument für Datenschutz und Sicherheit im eigenen Ökosystem zu halten. Zweitens könnte das Unternehmen die Provisionsstruktur anpassen. Laut Gurman wird Apple über kurz oder lang die Provision senken müssen. Denn ohne Anpassung verliert Apple nicht nur Einnahmen, sondern auch die Kontrolle über Zahlungsprozesse und die Beziehung zum Nutzer. Eine Senkung der Provision könnte Entwickler davon abhalten, komplett auf eigene Bezahlsysteme umzusteigen. Denkbar wären niedrigere Sätze für externe Zahlungen, die näher an den 3 Prozent liegen, die andere Anbieter verlangen. Auch eine Staffelung nach Unternehmensgröße ist möglich – wie sie heute schon bei kleineren Entwicklern mit 15 Prozent existiert.
Apple’s Geschäftsmodell gerät ins Wanken
Das Urteil ist ein klarer Einschnitt in Apples bisherige App-Store-Strategie. Die 27-Prozent-Provision auf externe Zahlungen ist Geschichte. Viele Entwickler nutzen bereits eigene Bezahlsysteme – günstiger und flexibler. Für Apple bedeutet das einen ernsthaften Einnahmeverlust. Bis zur endgültigen Entscheidung im Berufungsverfahren wird das Unternehmen weiter Marktanteile verlieren. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Apple schon vorher aktiv wird. Eine Senkung der Provision erscheint als logischer Schritt, um Entwickler im eigenen System zu halten. Wenn du selbst Apps entwickelst oder im App Store tätig bist, solltest du diese Entwicklung genau beobachten. Die Rahmenbedingungen ändern sich gerade – und mit ihnen auch die Spielregeln für alle, die im Apple-Ökosystem arbeiten. (Bild: Shutterstock / Tada Images)
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