Apple hat eine interne Vollversammlung abgehalten, um die aktuelle Situation rund um das Thema künstliche Intelligenz zu klären. Nur einen Tag nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen hat CEO Tim Cook im Steve Jobs Theater eine einstündige Ansprache gehalten. Ziel war es, Unsicherheit im Unternehmen zu adressieren, Rückhalt für den eingeschlagenen Kurs zu schaffen und den strategischen Plan im Bereich KI zu verdeutlichen. Die Rede kam zu einem Zeitpunkt, an dem Apple intern wie extern für seine langsame Reaktion auf die KI-Entwicklung kritisiert wird. Die Versammlung wurde laut Bloomberg als seltene, aber deutliche Richtungsansage bewertet.
Apple hat sich bislang auffallend zurückhaltend zur KI-Revolution geäußert. Während andere Tech-Konzerne bereits große Fortschritte machen und Produkte mit generativer KI auf den Markt bringen, war von Apple kaum mehr als ein paar Ankündigungen zu hören. Die jüngsten Turbulenzen im Unternehmen – darunter hochkarätige Abgänge, Umstrukturierungen und unklare Zuständigkeiten – haben diesen Eindruck verstärkt. Die unternehmensweite Versammlung mit Tim Cook sollte hier für mehr Klarheit sorgen.
Tim Cooks zentrale Botschaft
Tim Cook bezeichnete künstliche Intelligenz in seiner Rede als eine der größten technologischen Umwälzungen – vergleichbar mit dem Internet, Smartphones, Cloud Computing und Apps. Die Kernaussage:
Apple muss das tun. Apple wird das tun. Das ist sozusagen unsere Chance.
Gleichzeitig sicherte er zu, dass Apple die dafür notwendigen Investitionen tätigen werde. Er wies darauf hin, dass Apple historisch selten der Erste gewesen sei, aber regelmäßig ganze Produktkategorien neu definiert habe – so auch beim Mac, iPhone, iPad oder iPod. In dieser Linie werde man auch KI angehen.
Interne Herausforderungen und strategischer Kurswechsel
Intern steht Apple derzeit vor strukturellen Herausforderungen. Das Siri-Team wurde laut Berichten davon überrascht, dass Apple nicht mehr ausschließlich auf eigene Entwicklung setzt, sondern Partnerschaften mit OpenAI und Anthropic eingeht. Die Entscheidung fiel offenbar relativ kurzfristig und ohne frühzeitige Abstimmung mit allen betroffenen Teams. Parallel dazu führt Apple Diskussionen über eine mögliche Übernahme des KI-Suchunternehmens Perplexity. Diese Gespräche wurden bereits am Vortag in der Analystenkonferenz zu den Quartalszahlen angedeutet.
Craig Federighi über technische Rückschläge
Auch Craig Federighi, verantwortlich für Softwareentwicklung, sprach auf der Bühne und ging auf technische Hintergründe ein. Ursprünglich sollte eine neue Siri-Version zwei Systeme verbinden: eine klassische Befehlsverarbeitung und ein KI-Modell auf Basis großer Sprachmodelle. Diese hybride Architektur konnte jedoch nicht die Qualität liefern, die Apple für marktreif hält. Der Ansatz wurde daher verworfen, was zu Verzögerungen im gesamten Siri-Projekt führte.
Fachkräftemangel und Konkurrenz durch Meta
Ein weiteres Problem für Apple ist der Verlust von Talenten. Besonders das neue KI-Team von Meta, Superintelligence Labs, zieht ehemalige Apple-Mitarbeitende an. Die Versammlung kann daher auch als Versuch gewertet werden, den internen Zusammenhalt zu stärken und Abwanderung zu verhindern. Cook betonte, dass Apple den Anspruch habe, bei Datenschutz, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit führend zu bleiben – auch im Bereich KI.
Regulatorische Rahmenbedingungen im Blick
Tim Cook sprach außerdem die politische und regulatorische Lage an. Tech-Unternehmen stünden weltweit unter Beobachtung, insbesondere beim Thema künstliche Intelligenz. Apple werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass Regulierung im Sinne der Nutzer erfolge – also ohne deren Privatsphäre, Sicherheit oder Nutzererfahrung zu verschlechtern.
Strategische Signalwirkung der Versammlung
Die Art der Versammlung war für Apple ungewöhnlich. Statt kleiner Gesprächsrunden im Townhall-Stil entschied man sich für eine große, zentrale Veranstaltung mit klarer Botschaft. Die Signalwirkung war deutlich: Apple will den Kurs selbst bestimmen und sich die Kontrolle über seine KI-Strategie zurückholen. Gleichzeitig soll das interne Vertrauen gestärkt und externe Kritik entschärft werden.
Apple zieht Konsequenzen aus dem KI-Rückstand
Apple steht beim Thema KI unter Zugzwang. Der Konzern hat wichtige Entwicklungen verpasst und ist nun gezwungen, schnell Boden gutzumachen. Die Ansprache von Tim Cook zeigt, dass intern ein Strategiewechsel vollzogen wurde: weg von internen Alleingängen, hin zu Partnerschaften und gezielten Zukäufen. Gleichzeitig gibt es die klare Bereitschaft, in die nötige Infrastruktur und Personalressourcen zu investieren. Ob dieser Weg reicht, um im globalen KI-Rennen mitzuhalten, bleibt offen – aber Apple zeigt erstmals deutlich, dass es die Herausforderung annimmt. (Bild: Shutterstock / Art Silpakorn)
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