Google Chrome ist seit Jahren der Platzhirsch unter den Webbrowsern. Safari ist bei Apple-Nutzern die erste Wahl. An dieser Dominanz hat sich lange wenig geändert. Jetzt steht aber ein neuer Mitbewerber in den Startlöchern, der das Potenzial hat, das Spielfeld ordentlich durcheinanderzubringen: OpenAI. Das Unternehmen hinter ChatGPT soll laut einem Reuters-Bericht kurz vor dem Start seines eigenen Browsers stehen – und der bringt Künstliche Intelligenz direkt ins Zentrum des Nutzererlebnisses.
Der Browsermarkt galt bisher als weitgehend verteilt. Chrome dominiert global, Safari sichert sich die Apple-User, Firefox und Edge spielen in kleineren Nischen mit. In diese ausgereifte Landschaft will OpenAI jetzt einsteigen. Und zwar nicht mit einem Standardbrowser, sondern mit einer neuen Art zu surfen: KI-gesteuert, dialogbasiert, und tief vernetzt mit den eigenen Agenten-Technologien. Drei mit der Sache vertraute Personen haben gegenüber Reuters bestätigt, dass der Launch in den nächsten Wochen erfolgen soll – möglicherweise noch im Juli.
OpenAIs Browser – mehr als nur eine neue Oberfläche
Die Pläne von OpenAI gehen deutlich über das hinaus, was herkömmliche Browser bieten. Im Zentrum steht eine ChatGPT-ähnliche Benutzeroberfläche. Das bedeutet: Nutzerinteraktionen sollen nicht mehr hauptsächlich durch das Klicken auf Webseiten erfolgen, sondern direkt über Textdialoge innerhalb des Browsers. Zwei der Quellen geben an, dass viele typische Aufgaben – etwa Informationen suchen, vergleichen, lesen oder sogar bestellen – künftig über diese native Chat-Oberfläche abgewickelt werden können. Damit würde sich das Nutzerverhalten grundlegend verschieben. Der Browser agiert nicht mehr nur als Fenster zum Web, sondern als aktiver Vermittler zwischen dem Nutzer und den Inhalten.
KI-Agenten werden direkt eingebaut
Ein wichtiger technischer Unterschied: OpenAI plant, eigene KI-Agenten wie „Operator“ direkt in den Browser zu integrieren. Dadurch könnten diese Agenten Aufgaben im Namen des Nutzers ausführen. Zum Beispiel könnten Recherchen automatisiert ablaufen, Formulare ausgefüllt oder sogar einfache Transaktionen durchgeführt werden – alles im Hintergrund, gesteuert durch KI. Das unterscheidet den OpenAI-Browser deutlich von Chrome oder Safari, wo solche Funktionen höchstens über Drittanbieter-Plugins möglich sind. Die KI-Funktionalität sitzt hier nicht oben drauf – sie ist Teil des Kerns.
Standardfunktionen bleiben erhalten
Trotz des innovativen Konzepts wird erwartet, dass der Browser in seinen Grundfunktionen den gängigen Standards entspricht. Tabs, Adressleiste, Lesezeichen und einfache Navigation sollen vertraut bleiben. Die größte Neuerung liegt nicht in der Oberfläche, sondern in der Art, wie der Browser Aufgaben verarbeitet und Informationen zugänglich macht.
Timing ist kein Zufall
Der geplante Launchzeitpunkt fällt nicht zufällig in den Juli. Apple hat kürzlich angekündigt, dass Safari mit iOS 26 und macOS Tahoe ein KI-Update erhalten wird. Parallel dazu laufen Überlegungen über eine ausgeweitete Partnerschaft zwischen Apple und OpenAI. Google hingegen sieht sich weiter mit regulatorischen Problemen rund um Chrome konfrontiert. OpenAI nutzt diesen Moment offenbar strategisch – als günstige Gelegenheit, um im Browsermarkt Fuß zu fassen.
Zusätzliche Entwicklung: Übernahme des Hardware-Startups „io“ abgeschlossen
Zeitgleich mit den Browser-Plänen hat OpenAI auch eine wichtige Übernahme bestätigt. Das Unternehmen hat das von Jony Ive und Sam Altman gegründete Hardware-Startup „io“ übernommen. Nach rechtlichen Verzögerungen ist der Deal nun abgeschlossen. In der offiziellen Mitteilung heißt es, dass Jony Ive und sein Designstudio LoveFrom zwar unabhängig bleiben, aber künftig wichtige Design- und Kreativaufgaben bei OpenAI übernehmen werden. Diese Verbindung könnte auch Auswirkungen auf die Gestaltung des neuen Browsers haben – sowohl funktional als auch ästhetisch. Ive war als Chefdesigner bei Apple lange für Produkte wie das iPhone oder den iMac verantwortlich. Seine Handschrift gilt in der Branche als stilprägend.
OpenAI bringt frischen Wind in den Browsermarkt
OpenAI wagt mit dem geplanten KI-Browser den Einstieg in einen hart umkämpften Markt – aber nicht als klassischer Konkurrent, sondern mit einem neuen Konzept. Der Fokus liegt auf Integration von künstlicher Intelligenz, direkter Nutzerinteraktion über Dialoge und dem Einsatz von KI-Agenten, die aktiv Aufgaben übernehmen können. Gleichzeitig bleibt der Browser in der Basis vertraut und könnte so breite Akzeptanz finden. Durch die parallele Entwicklung auf Apple-Seite und die aktuelle Lage bei Google ist der Zeitpunkt günstig gewählt. Die Chancen stehen gut, dass OpenAI hier nicht nur experimentiert, sondern ernst macht. (Bild: Shutterstock / CryptoFX)
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