Apple steht in China erneut vor rechtlichen Herausforderungen. Eine Anwaltskanzlei hat eine neue Kartellbeschwerde gegen den Konzern eingereicht. Der Vorwurf: Apple missbrauche seine Kontrolle über den Vertrieb von iOS-Apps und Zahlungsdienste im App Store. Die Beschwerde wurde im Namen von 55 chinesischen iPhone- und iPad-Nutzern bei der staatlichen Marktregulierungsbehörde (SAMR) eingereicht. Damit geht ein Streit in die nächste Runde, der bereits seit mehreren Jahren andauert und in einer früheren Zivilklage gescheitert war.
Apple hält weltweit ein strenges System aufrecht, wenn es um den Vertrieb und die Bezahlung von Apps geht. Der App Store ist zentral für das iOS-Ökosystem und für Apple eine der wichtigsten Einnahmequellen. Genau diese geschlossene Struktur sorgt aber immer wieder für juristische Auseinandersetzungen. In China nimmt der Druck jetzt zu, da Nutzer und Juristen eine mögliche Wettbewerbsverzerrung sehen. Die neue Beschwerde versucht, die bisherigen Grenzen der Regulierung zu verschieben und Apple zu einer Öffnung seines App Store-Modells zu bewegen.
Neue Beschwerde gegen Apple
Die aktuelle Kartellbeschwerde stammt von der Kanzlei des Anwalts Wang Qiongfei, der bereits 2021 den Kläger Jin Xin in einem ähnlichen Verfahren vertreten hatte. Damals hatte Jin Xin Apple vorgeworfen, ein Monopol über den Vertrieb von iOS-Apps aufrechtzuerhalten und mit hohen Gebühren den Wettbewerb zu behindern. Die Klage verlangte, dass Apple seine App-Store-Provisionen vollständig abschafft und Schadensersatz leistet.
Das Zivilgericht in Shanghai wies die Klage im Jahr 2024 ab. Trotzdem blieb der Vorwurf bestehen, Apple halte den Markt für iOS-Apps in China geschlossen und verhindere den Einsatz alternativer Bezahlsysteme. Daraufhin entschied sich Wang, den Fall über den Verwaltungsweg neu aufzurollen.
Fokus auf Marktregulierung statt Zivilrecht
Im Gegensatz zum vorherigen Verfahren zielt die neue Beschwerde nicht auf ein Zivilurteil ab, sondern auf die Durchsetzung bestehender Vorschriften durch die Marktaufsichtsbehörde SAMR. Die Anwälte argumentieren, dass Apple über den App Store weiterhin ein Monopol aufrechterhält und App-Entwickler zwingt, ausschließlich über die Plattform des Unternehmens zu vertreiben. Zudem beschränke Apple die Nutzung externer Zahlungssysteme und erhebe weiterhin Provisionen von bis zu 30 Prozent auf digitale Transaktionen.
In der Beschwerde wird außerdem auf rechtliche Entwicklungen in anderen Regionen verwiesen. In der Europäischen Union musste Apple aufgrund des Digital Markets Act (DMA) bereits Änderungen vornehmen. Dort sind nun alternative App-Stores und externe Zahlungsoptionen erlaubt. Auch in den USA hat ein Gericht entschieden, dass Apple Entwicklern das Setzen externer Zahlungslinks gestatten muss.
China bildet hier die Ausnahme. Trotz dieser internationalen Anpassungen betreibt Apple dort weiterhin ein vollständig geschlossenes App-Ökosystem. Diese Ungleichbehandlung chinesischer Nutzer ist laut der Beschwerde ein zentraler Punkt des Verfahrens.
Berufung und mögliche Folgen für Apple
Parallel zur Verwaltungsbeschwerde hat Wang beim Obersten Volksgericht Chinas Berufung gegen die Abweisung der ursprünglichen Klage eingelegt. Das Gericht hat die Argumente bereits im Dezember angehört, eine Entscheidung steht jedoch noch aus. Wang rechnet damit, dass die aktuelle Beschwerde bei der SAMR schneller vorankommt als die Berufung im Zivilverfahren.
Sollte die Marktregulierungsbehörde den Missbrauchsvorwürfen folgen, könnte das für Apple erhebliche Konsequenzen haben. Eine behördliche Untersuchung könnte nicht nur zur Anpassung des App Store-Systems in China führen, sondern auch neue Standards für digitale Plattformen im Land setzen.
Apples wachsende regulatorische Herausforderungen
Apple steht weltweit zunehmend unter Druck, seine Geschäftspraktiken im App Store anzupassen. In der Europäischen Union und den USA mussten bereits strukturelle Änderungen umgesetzt werden, um den Wettbewerb zu stärken. China ist für Apple einer der größten Märkte – ein möglicher Eingriff durch die Behörden würde also weitreichende Folgen haben.
Der Fall zeigt, dass sich das global erfolgreiche Geschäftsmodell des App Store an eine neue regulatorische Realität anpassen muss. Was einst als sicheres, kontrolliertes System für Qualität und Sicherheit galt, wird nun von Gerichten und Behörden auf Monopolstrukturen überprüft.
Regulierung trifft Macht: Apple’s kritischer Moment in China
Apple befindet sich in China in einer heiklen Lage. Der Konzern sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, sein App-Store-Modell zu restriktiv zu gestalten und damit Wettbewerb zu behindern. Die neue Beschwerde bei der SAMR könnte zu einem Wendepunkt werden – nicht nur für Apple, sondern auch für die Regulierung digitaler Märkte in China.
Während in Europa und den USA bereits Lockerungen durchgesetzt wurden, hält Apple in China weiterhin an seinem geschlossenen System fest. Ob das auf Dauer möglich bleibt, hängt nun von der Entscheidung der Marktaufsicht und des Obersten Volksgerichts ab. Sicher ist nur: Die Kontrolle über den App Store, einst eine Stärke von Apple, entwickelt sich zunehmend zu einer globalen Herausforderung. (Bild: Shutterstock / Jess Rodriguez)
- iPhone 17 schlägt ein – starke Nachfrage in China und USA
- Apple Vision Pro Dual Knit Band stößt auf große Nachfrage
- WhatsApp testet Beschränkung für unbeantwortete Chats
- iPhone 17 Pro: Verblasst Cosmic Orange wirklich zu Roségold?
- Apple M5-Chip im Benchmark: Schnell, effizient, zukunftssicher
- M5 MacBook Pro vs. M4 MacBook Pro: Unterschiede im Check
- Apple Vision Pro M5 im Überblick: Technik, Design und Preis
- Apple M5 vs. M4: Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
- Apple deutet 120-Hz-Support für kommendes Studio Display an