Apple arbeitet an einer neuen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Dabei geht es nicht um eine neue App oder ein Kamera-Upgrade, sondern um die Steuerung von Geräten direkt mit dem Gehirn. Was sich nach Zukunftsmusik anhört, ist längst in der Praxis angekommen – und Apple ist mit dabei. Der Konzern plant eine Zusammenarbeit mit dem Neurotechnologie-Startup Synchron, um die Steuerung von iPhones, iPads und weiteren Geräten über Gedanken zu ermöglichen.
Noch 2025 will Apple einen neuen Standard einführen, der es dir ermöglicht, deine Geräte mit Gehirnsignalen zu bedienen. Die Technologie richtet sich zunächst an Menschen mit motorischen Einschränkungen, könnte aber langfristig neue Möglichkeiten für alle Nutzer schaffen. Die technische Grundlage dafür liefert ein kleines Implantat, das ohne Operation am offenen Gehirn funktioniert.
Apple kooperiert mit Synchron
Im Zentrum des Projekts steht die Zusammenarbeit zwischen Apple und dem US-Unternehmen Synchron. Synchron entwickelt Brain-Computer-Interfaces (BCIs) und hat ein Gerät namens Stentrode entwickelt. Dabei handelt es sich um ein implantierbares Interface, das neuronale Signale aus dem Gehirn aufnimmt und in digitale Befehle umwandelt. Es wird nicht direkt ins Hirngewebe eingesetzt, sondern über die Jugularvene in ein Blutgefäß oberhalb des motorischen Cortex eingeführt. Eine offene Gehirnoperation ist dafür nicht nötig. Die Stentrode enthält 16 Elektroden und liegt an der Oberfläche des Gehirns. Sie misst dort die motorische Aktivität und sendet die Daten weiter. Diese Signale werden anschließend in Steuerbefehle übersetzt, mit denen du zum Beispiel ein iPhone oder die Apple Vision Pro bedienen kannst.
Erste Tests mit Erfolg
Synchron hat die Stentrode bereits bei zehn Patienten implantiert. Die Tests laufen seit 2019 im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung der US-Arzneimittelbehörde FDA. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist ein Patient mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) in Pennsylvania. Er kann weder Hände noch Arme bewegen, ist aber in der Lage, Apple-Geräte ausschließlich durch Gedanken zu bedienen. Die Bedienung funktioniert langsamer als bei herkömmlichen Eingabemethoden, aber sie funktioniert.
Integration ins Apple-System
Apple will die neue Technologie in das bereits bestehende Switch Control Framework integrieren, wie The Wall Street Journal berichtet. Dieses Barrierefreiheits-Feature erlaubt bereits heute alternative Eingabegeräte wie Joysticks oder Spezialtastaturen. Künftig sollen dort auch BCIs wie die Stentrode unterstützt werden. Die Einführung des neuen Standards plant Apple für Ende 2025. Ein ähnliches Vorgehen kennt man von Apple bereits aus dem Jahr 2014, als das Unternehmen das „Made for iPhone“-Hörgeräteprotokoll als Standard für die drahtlose Kommunikation zwischen Apple-Geräten und Hörhilfen eingeführt hat. Auch beim Thema Gehirn-Computer-Interfaces will Apple offenbar einen Industriestandard etablieren.
Unterschiede zu anderen Anbietern
Apple ist nicht das einzige Unternehmen, das an Gehirnsteuerung arbeitet. Auch Elon Musks Firma Neuralink entwickelt ein eigenes BCI-System. Im Unterschied zu Synchron setzt Neuralink jedoch auf ein invasiveres Verfahren. Das Gerät von Neuralink – genannt N1 – wird direkt in das Hirngewebe eingepflanzt und enthält mehr als 1.000 Elektroden. Dadurch kann es deutlich detailliertere neuronale Daten erfassen. Diese erlauben komplexere Steuerungen wie das Bewegen eines Mauszeigers oder das Tippen von Text allein durch geistige Absicht. Der Eingriff ist allerdings deutlich aufwendiger und risikoreicher als bei der Stentrode von Synchron.
Apple öffnet die Tür zur Gedankensteuerung
Mit der geplanten Unterstützung für Gehirnschnittstellen geht Apple einen weiteren Schritt in Richtung Barrierefreiheit und neue Formen der Mensch-Technik-Interaktion. Der Fokus liegt zunächst auf Nutzern mit motorischen Einschränkungen, aber die zugrunde liegende Technologie könnte langfristig weitreichende Auswirkungen auf die allgemeine Bedienung von Geräten haben. Wenn alles nach Plan läuft, wird Apple noch in diesem Jahr die ersten offiziellen Schnittstellen für BCIs in seinen Betriebssystemen integrieren – und damit eine neue Ära der Gerätebedienung einläuten. (Bild: Shutterstock / kovop)
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