Wenn du im Internet aktiv bist – sei es als Werbetreibender, Publisher oder einfach als Nutzer – bist du direkt oder indirekt von Googles Geschäftspraktiken betroffen. Google kontrolliert große Teile des digitalen Werbemarkts. Genau das ist jetzt ins Visier des US-Justizministeriums geraten. Es geht um Marktmacht, faire Wettbewerbsbedingungen und um die Frage, wie sehr ein einzelnes Unternehmen den Online-Werbemarkt beherrschen darf.
Google wurde im Rahmen eines Kartellverfahrens vom US-Justizministerium (DOJ) für schuldig befunden, ein illegales Monopol im Bereich der digitalen Werbung zu betreiben. Dem Gericht zufolge nutzt Google seine Position aus, um Wettbewerber zu benachteiligen und eigene Produkte zu bevorzugen. Die Folge: weniger Auswahl und höhere Kosten für Werbetreibende, Publisher und letztlich auch für Endnutzer. Nun schlägt das DOJ konkrete Maßnahmen vor, um den Markt neu zu ordnen und den Wettbewerb wiederherzustellen.
AdX und DFP: Zwei zentrale Pfeiler von Googles Werbemacht
Ein Kernpunkt der Forderung ist die Zerschlagung von Googles Anzeigengeschäft. Konkret geht es um zwei Plattformen:
- AdX (Ad Exchange): Das ist Googles eigener Marktplatz, auf dem Anzeigenflächen in Echtzeit versteigert werden. Werbetreibende können hier auf Inventar von Publishern bieten.
- DFP (DoubleClick for Publishers, heute Google Ad Manager): Das ist eine Plattform für Publisher, über die sie ihr Werbeverzeichnis verwalten, planen und verkaufen.
Das DOJ schlägt vor, dass Google AdX vollständig und sofort veräußert. DFP soll in einem zweiten Schritt verkauft werden. Das Ziel ist, die technische und wirtschaftliche Verflechtung dieser beiden Systeme aufzubrechen. Denn aktuell kontrolliert Google sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite im Werbemarkt – und das schafft Abhängigkeiten.
Gleichbehandlung für alle – keine Vorteile mehr für Google selbst
Ein weiterer Punkt im Vorschlag des DOJ betrifft den fairen Zugang zu Google-Werbetools. Google soll gezwungen werden, sein Werbesystem (vor allem Google Ads, früher AdWords) diskriminierungsfrei für alle Drittanbieter zu öffnen. Es darf keine bevorzugte Behandlung mehr geben für Google-eigene Plattformen wie AdX oder bestimmte Publisher, die mit Google zusammenarbeiten. Konkret bedeutet das:
- Google soll Anzeigenanfragen (Buy-Side-Nachfrage) nicht mehr bevorzugt an eigene Systeme weiterleiten dürfen.
- Drittanbieter müssen bei Geboten, Matching und Ausspielung von Anzeigen gleich behandelt werden wie Google-eigene Lösungen.
Einschränkungen bei der Nutzung von Daten
Ein besonders sensibler Bereich ist die Nutzung von Daten. Google sammelt riesige Mengen an Informationen aus verschiedenen Diensten – zum Beispiel aus der Google-Suche, Gmail oder YouTube. Diese Daten nutzt das Unternehmen, um den Wert von Werbeplätzen zu berechnen und Angebote zu optimieren. Das DOJ möchte dem einen Riegel vorschieben. Die Forderungen beinhalten:
- Google soll keine Daten mehr aus eigenen Diensten verwenden dürfen, um Anzeigeninventar auf Drittplattformen zu bewerten oder zu beeinflussen.
- Das Unternehmen muss relevante Adserver-Daten offenlegen, damit andere Marktteilnehmer vergleichbare Einblicke haben und ihre Angebote besser steuern können.
Auch Google Search ist betroffen
Die Maßnahmen beschränken sich nicht nur auf die Werbetechnologie. Auch Googles Suchgeschäft – ein weiterer Bereich, in dem das Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung hat – steht unter Beobachtung. Dem DOJ zufolge könnten zusätzliche Schritte notwendig sein, um dieses Monopol zu schwächen. Im Raum stehen folgende Möglichkeiten:
- Google könnte dazu gezwungen werden, den Chrome-Browser zu verkaufen.
- Außerdem könnte es neue Vorgaben zur Datennutzung und -weitergabe geben, die sich direkt auf die Stärke der Google-Suche auswirken.
Gericht prüft Maßnahmen – Google vor historischen Veränderungen
Das Gericht prüft die vom DOJ vorgeschlagenen Maßnahmen. Noch ist keine Entscheidung gefallen, aber die Richtung ist klar: Google soll Teile seiner Werbeinfrastruktur aufgeben und den Markt fairer gestalten. Wenn das umgesetzt wird, könnte das massive Auswirkungen auf den digitalen Werbemarkt haben. Für dich heißt das: Solltest du mit Google Ads, Programmatic Advertising oder Publisher-Plattformen arbeiten, musst du dich möglicherweise auf grundlegende Veränderungen einstellen. Auch Nutzer könnten langfristig profitieren – durch mehr Auswahl, bessere Preise und weniger Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter. Das Verfahren läuft weiter. Google wehrt sich gegen die Vorwürfe. Aber das Urteil und die vorgeschlagenen Schritte markieren schon jetzt einen Wendepunkt. Es ist einer der stärksten Eingriffe in die Macht eines Tech-Giganten seit Jahrzehnten. Die besten Produkte für dich: Unsere Amazon Storefront bietet eine breite Auswahl an Zubehörteilen, auch für HomeKit. (Bild: Shutterstock / RYO Alexandre)
- YouTube testet neues Premium-Abo für zwei Personen
- PayPal startet kontaktlose iPhone-Zahlung in Deutschland
- Apple finanziert Aktienrückkauf mit frischem Anleihegeld