Apple hatte über Jahre hinweg ein ehrgeiziges Ziel: einen eigenen Satelliten-Internetdienst für iPhones und Haushalte aufzubauen – ähnlich wie SpaceX mit Starlink. Es war ein Projekt, das die Internetversorgung grundlegend verändern sollte. Doch umgesetzt wurde es nie. Warum der Plan scheiterte, welche Schritte Apple unternommen hat und was heute davon übrig ist, zeigt ein Blick auf das sogenannte Project Eagle.
Apple ist bekannt dafür, bestehende Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Mit dem iPhone, dem Wechsel zu eigenen Chips oder dem Einstieg in den Streamingmarkt hat das Unternehmen gezeigt, wie stark es auf Kontrolle und Eigenständigkeit setzt. Auch im Bereich Internet hatte Apple eine Idee: Unabhängigkeit von Mobilfunkanbietern durch eigene Satelliten. Intern wurden Mobilfunkanbieter als notwendige, aber unbequeme Partner angesehen. Das Ziel war ein nahtloses Erlebnis für Nutzer, ohne Netzprobleme und ohne externe Abhängigkeiten. Der Weg dorthin war technisch anspruchsvoll, teuer und politisch heikel – und wurde schließlich gestoppt.
Project Eagle: Apples Internet aus dem All
Im Jahr 2015 nahm Apple Gespräche mit Boeing auf (via The Information). Es ging um ein gemeinsames Vorhaben, das den Codenamen Project Eagle trug. Der Plan: Tausende Satelliten in den Orbit schicken, um drahtloses Internet weltweit bereitzustellen. Gedacht war der Dienst sowohl für iPhones als auch für Haushalte. Apple wollte dazu spezielle Antennen verkaufen, die Nutzer an Fenstern anbringen sollten, um die Verbindung zu empfangen. Apple investierte rund 36 Millionen Dollar in eine Testanlage im kalifornischen El Segundo. Die Markteinführung war ursprünglich für 2019 vorgesehen. Damit hätte Apple einen vollständig eigenen Kommunikationskanal für seine Geräte geschaffen – unabhängig von klassischen Netzbetreibern.
Strategische Überlegungen und interne Zweifel
Project Eagle wurde intern als strategisches Gegenstück zu Apples Umstieg auf eigene Chips gesehen. Auch hier ging es darum, weniger abhängig von Partnern zu sein und gleichzeitig mehr Kontrolle über die Nutzererfahrung zu gewinnen. Doch CEO Tim Cook äußerte früh Bedenken. Zum einen fürchtete man, die Beziehungen zu Mobilfunkanbietern zu gefährden. Zum anderen gab es Zweifel am kurzfristigen Geschäftsmodell. Die technischen Hürden und die erwarteten Kosten machten das Projekt schwer kalkulierbar. 2016 wurde Project Eagle offiziell eingestellt. Mehrere leitende Mitarbeiter verließen daraufhin das Unternehmen.
Suche nach Alternativen: Gespräche mit OneWeb
Nach dem Aus von Project Eagle wurde innerhalb von Apple eine neue Gruppe gebildet, die sich mit drahtlosen Technologien beschäftigen sollte. Geleitet wurde sie vom damaligen Hardware-Chef Dan Riccio. Die Gruppe führte 2018 Gespräche mit Satellitenanbietern wie OneWeb. Auch hier ging es um die Idee, einen Internetdienst für zu Hause über Satelliten bereitzustellen. OneWeb bezifferte die Kosten auf 30 bis 40 Milliarden US-Dollar. Das Projekt wurde auch in dieser Form nicht weiterverfolgt. Die bekannten Probleme – hohe Investitionen, unsicheres Geschäftsmodell, mögliche Auswirkungen auf bestehende Partnerschaften – führten erneut zur Ablehnung.
Fokuswechsel: Satellitenkommunikation für Notfälle
Nach mehreren gescheiterten Anläufen richtete Apple seinen Fokus auf einen anderen Bereich: die Notfallkommunikation. Ziel war es, eine Satellitenverbindung für iPhones in Gegenden zu ermöglichen, in denen es kein Mobilfunknetz gibt. Das Ergebnis war die Einführung der Funktion „Emergency SOS via Satellite“ im Jahr 2022. Im Jahr 2023 schlug das Satellitenteam von Apple vor, eine neue Generation von Satelliten zu nutzen, um iPhones in abgelegenen Gebieten mit unbegrenztem Internetzugang zu versorgen. Das hätte deutlich höhere Investitionen erfordert als der bestehende Dienst von Globalstar. Die Kosten, die Notwendigkeit einer größeren Satellitenflotte und erneut die Sorge vor Konflikten mit Mobilfunkanbietern führten dazu, dass Apple auch dieses Vorhaben ablehnte.
Kritik am aktuellen Zustand
Einige Mitarbeiter und ehemalige Projektverantwortliche äußern heute Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit der bestehenden Lösung mit Globalstar. Das Netzwerk sei im Vergleich zu SpaceX bereits heute veraltet, langsam und eingeschränkt – und werde auch in den kommenden Jahren nicht konkurrenzfähig sein. Trotz hoher laufender Kosten – die jährlich im Bereich von mehreren Hundert Millionen Dollar liegen – hat Apple bislang keine Gebühren für den Dienst erhoben. Der kostenlose Zugang ist bis mindestens September 2025 verlängert worden. Das Unternehmen soll befürchten, dass eine Monetarisierung dazu führen könnte, dass Apple von der US-Regierung als Telekommunikationsanbieter reguliert wird. Damit könnten unter anderem gesetzliche Anforderungen wie Überwachungsschnittstellen in iMessage verbunden sein. Intern gibt es Diskussionen über die Zukunft des Dienstes. Führungskräfte wie Craig Federighi (Software) und Adrian Perica (Unternehmensentwicklung) sollen sich dafür ausgesprochen haben, die Satellitenfunktion ganz abzuschaffen. Sie argumentieren, dass Nutzer solche Dienste lieber direkt über ihre Mobilfunkanbieter buchen würden.
Zwischen Vision und Realität: Apple’s Rückzieher
Apple hatte mit Project Eagle einen ehrgeizigen Plan: ein eigenes Satelliten-Internet für iPhones und Haushalte, unabhängig von klassischen Netzbetreibern. Trotz millionenschwerer Investitionen, technischer Tests und mehrerer Alternativszenarien kam es nie zur Umsetzung. Heute bleibt nur ein reduzierter Notfalldienst übrig – teuer im Betrieb und intern umstritten. Ob Apple sich noch einmal an das Thema heranwagen wird, ist offen. Die Gründe für das wiederholte Scheitern liegen nicht in der Technik, sondern in strategischen Überlegungen und der Sorge vor politischen und wirtschaftlichen Folgen. (Bild: Shutterstock / sobinsergey84)
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