Apple hat große Ambitionen im Bereich Künstliche Intelligenz. Auch wenn der Konzern bislang nicht als Vorreiter in der KI-Entwicklung gilt, verfolgt er langfristige Pläne, die deutlich über das hinausgehen, was derzeit öffentlich kommuniziert wird. Während sich die Führungsetage mit offiziellen Aussagen zurückhält, liefern neue Berichte konkrete Hinweise darauf, wie Apple Intelligence in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden soll.
Die KI-Offensive von Apple läuft langsamer an als bei anderen großen Tech-Unternehmen. Viele hatten sich von Siri-Verbesserungen und anderen KI-Funktionen schon in iOS 18 mehr erwartet. Doch Apple verfolgt offenbar eine zurückhaltendere Strategie und arbeitet im Hintergrund an mehreren Projekten, die eine tiefere Integration von KI in das Apple-Ökosystem ermöglichen sollen. Dabei geht es nicht nur um eine überarbeitete Siri, sondern auch um einen möglichen Chatbot namens Knowledge sowie einen neuen, permanent aktiven Assistenten – den sogenannten Siri-Copilot.
Kontextbezogene Siri: Das überarbeitete Sprachassistenzsystem kommt frühestens 2026
Apple plant eine umfassend erneuerte Version von Siri. Diese soll kontextbezogener arbeiten, also stärker auf den aktuellen Nutzerkontext reagieren können. Grundlage dafür ist ein neues System mit sogenannten App-Intents, das den Zugriff auf Nutzerdaten innerhalb von Apps ermöglicht. So kann Siri nicht nur auf Fragen reagieren, sondern auch proaktiv Funktionen anbieten oder Informationen liefern, die zur aktuellen Situation passen. Ursprünglich war die Einführung dieser neuen Siri-Version bereits mit iOS 18 vorgesehen, doch Apple hat die Veröffentlichung verschoben. Laut einem aktuellen Bericht wird nun Anfang 2026 als realistisches Startfenster genannt. Zu diesem Zeitpunkt soll Siri dann auch vollständig auf einem Large Language Model (LLM) basieren. Damit wäre sie in der Lage, komplexere Dialoge zu führen und den Nutzer deutlich besser zu verstehen. Ein Grund für die Verzögerung liegt offenbar darin, dass viele Bestandteile der aktuellen Siri-Infrastruktur veraltet sind und für das neue System umgangen oder ersetzt werden müssen.
Knowledge-Chatbot: Ein neues Tool für den Zugriff auf Online-Wissen
Ein weiteres Projekt, das intern diskutiert wird, ist ein KI-gestützter Chatbot mit dem Namen Knowledge. Dieser soll Zugriff auf Informationen aus dem Internet ermöglichen und könnte damit Funktionen übernehmen, die man heute von klassischen Web-Suchen kennt. Ob dieser Chatbot mit Siri verbunden ist oder unabhängig als separate App angeboten wird, ist noch unklar. Die Existenz des Knowledge-Projekts wird in dem Bericht jedoch ausdrücklich erwähnt. Geleitet wird es demnach von Robby Walker, dem ehemaligen Siri-Chef. In der Vergangenheit gab es bereits Hinweise auf interne Tests mit Systemen namens Ajax und Ask, die teilweise als „AppleGPT“ bezeichnet wurden. Allerdings gibt es intern offenbar unterschiedliche Meinungen zur Ausrichtung von Apple Intelligence. Greg Joswiak, Senior Vice President of Marketing bei Apple, erklärte öffentlich, dass Apple keine Chatbot-App plane. Vielmehr soll Apple Intelligence ein System sein, das im Hintergrund agiert, ohne dass Nutzer eine spezielle Anwendung öffnen müssen.
Siri-Copilot: Eine Assistent, der dauerhaft im Hintergrund arbeitet
Neben Siri und dem Knowledge-Chatbot gibt es noch ein drittes Projekt: den sogenannten Siri-Copilot. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Sprachassistenten, die über klassische Funktionen hinausgeht. Ziel ist es, einen permanent aktiven Begleiter zu schaffen, der proaktiv arbeitet und sich stärker dialogorientiert verhält. Wie genau dieser Copilot aussehen soll, ist noch nicht bekannt. Der Bericht vergleicht das Konzept mit dem Workout Buddy, der in watchOS 26 eingeführt wurde. Dieser funktioniert ohne direkte Eingabe und reagiert automatisch auf bestimmte Nutzerbedürfnisse. Der Copilot könnte also im Hintergrund Aufgaben erledigen, Benachrichtigungen anpassen oder Informationen liefern – ohne dass du ihn explizit aktivieren musst. Apple wäre damit nicht das erste Unternehmen, das an so einem System arbeitet. Frühere Projekte wie der Rabbit R1 hatten ähnliche Ziele, scheiterten aber an der Umsetzung oder Marktakzeptanz. Der entscheidende Unterschied: Apple hat mit dem iPhone eine etablierte Plattform, die den Einstieg in solche Funktionen erleichtert.
Apple setzt auf unsichtbare Intelligenz im Hintergrund
Apple verfolgt im Bereich Künstliche Intelligenz derzeit drei Hauptprojekte: eine kontextbezogene und LLM-basierte Siri, einen potenziellen Knowledge-Chatbot und einen intelligenten Copiloten. Auch wenn es in der Vergangenheit Verzögerungen gab und konkrete Funktionen immer wieder verschoben wurden, zeigen die aktuellen Pläne, dass Apple langfristig denkt. Statt auf schnelle Erfolge setzt das Unternehmen auf tief integrierte Lösungen, die möglichst nahtlos im Hintergrund funktionieren. Die kommenden Jahre – insbesondere 2026 – dürften entscheidend dafür sein, ob Apple sich in diesem Bereich behaupten kann. Aktuell befindet sich vieles noch in der Entwicklung, aber die Richtung ist klar: Apple will KI so einsetzen, dass sie für den Nutzer praktisch, unsichtbar und dauerhaft verfügbar ist. (Bild: Shutterstock / emka74)
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