Apple steht oft im Mittelpunkt der Weltwirtschaft – nicht nur wegen des iPhones, sondern auch wegen seiner engen Verbindungen zur Politik. Wenn sich ein US-Präsident direkt beim Apple-CEO meldet, geht es meistens nicht nur um Höflichkeiten. In Zeiten von Handelskonflikten und Wirtschaftszöllen ist so ein Anruf mehr als Symbolik. Er kann finanzielle Folgen in Milliardenhöhe haben.
Die Trump-Regierung ist bekannt für ihre harte Linie gegenüber China. Zollpolitik ist unter seiner Präsidentschaft zu einem politischen Werkzeug geworden, das weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen hat – auf ganze Industriezweige, auf kleine Betriebe, aber vor allem auf globale Konzerne wie Apple. Dass Trump regelmäßig mit Tim Cook telefoniert, ist also kein Zufall. Diese Gespräche sind mittlerweile fast Routine, auch wenn selten klar wird, was dabei wirklich entschieden oder bewegt wird. Doch diesmal ging es um viel Geld. Rund 900 Millionen Dollar hätte Apple im Juni-Quartal verlieren können – zumindest vor der letzten Zollentscheidung.
Apple nach der Zollentscheidung: Gespräch zwischen Trump und Cook
Nachdem die USA ein neues Zollabkommen mit China bekannt gegeben hatten, meldete sich Donald Trump laut CNBC telefonisch bei Apple-Chef Tim Cook. In der Öffentlichkeit sagte Trump lediglich, Cook werde „seine Zahlen ausgleichen“. Was genau das heißt, bleibt offen. Die Interpretation lässt viel Spielraum.
- Fakt ist: Obwohl Apple von vielen der neuen Zölle ausgenommen wurde, hätte das Unternehmen im Quartal Juni trotzdem rund 900 Millionen Dollar verlieren können. Dieser Betrag könnte sich jetzt deutlich verringern. Allerdings: Ganz entkommen ist Apple den Zöllen nicht. Je nach Warengruppe liegen sie weiterhin zwischen 10 und 30 Prozent – das ist immer noch deutlich mehr als vor Trumps Amtszeit.
Eine Möglichkeit ist, dass mit dem Ausgleichen der Zahlen gemeint ist, dass Apple nicht mehr den vollen Verlust tragen muss. Vielleicht kann der Konzern einen Teil der Kosten abfedern, vielleicht gibt es Erleichterungen bei bestimmten Produktgruppen. Ganz ausschließen kann man aber auch nicht, dass sich die Aussage auf Apples Produktionskosten oder Preispolitik bezieht.
iPhone-Preise und Investitionen – was steckt hinter Trumps Aussage?
Eine weitere Möglichkeit: Apple könnte sich entschlossen haben, die iPhone-Preise trotz Zöllen vorerst nicht zu erhöhen. Bei einem Zollsatz von 10 Prozent ist der Verlust für Apple zwar vorhanden, aber überschaubar. Statt die Mehrkosten auf Kunden abzuwälzen, könnte der Konzern sie intern ausgleichen. Das würde zwar auf kurze Sicht Gewinn schmälern, aber die Marktposition sichern. Bei einem dramatisch höheren Zollsatz – etwa 145 Prozent – wäre das kaum noch möglich gewesen. Dann gibt es noch Apples Ankündigung, in den kommenden Jahren 500 Milliarden Dollar in die amerikanische Produktionsinfrastruktur zu investieren. Denkbar, dass Trump diesen Punkt als Gegenleistung betrachtet oder zumindest als Grund, Apple politisch entgegenzukommen. Ob diese Investitionen jemals „zurückgezahlt“ werden, ist fraglich. Wirtschaftlich lohnen sie sich frühestens in zehn Jahren. Kurzfristig spielen sie für den aktuellen Zollstreit also kaum eine Rolle.
Strategie statt Zufall – warum Tim Cook regelmäßig mit Trump spricht
Dass Tim Cook regelmäßig mit Trump telefoniert, gehört offenbar zu seiner Strategie. Es geht darum, den Einfluss des Unternehmens auf politische Entscheidungen zu erhalten. Trump zeigt sich empfänglich für persönliche Kontakte – Dinner mit CEOs, Gespräche mit Konzernchefs, alles Dinge, die für ihn Status bedeuten. Cook hat das erkannt und genutzt. Für Apple zahlt sich das bisher aus: Das Unternehmen ist bei vielen Zollrunden glimpflich davongekommen. Das bedeutet aber nicht, dass es dauerhaft geschützt ist. Die US-Regierung arbeitet weiter an neuen Maßnahmen, darunter ein möglicher Halbleiterzoll. Sollte dieser kommen, wäre Apple als Chipnutzer direkt betroffen. Dazu kommt die Unberechenbarkeit der politischen Entscheidungen. Ob nächste Woche wieder etwas anderes gilt, kann niemand sicher sagen.
Wie ein Telefonat Apple vor Milliardenverlusten schützt
Apple hat durch den direkten Draht zum Weißen Haus möglicherweise wieder einmal einen wirtschaftlichen Schaden begrenzt. Die prognostizierten 900 Millionen Dollar Verlust im Juni-Quartal könnten geringer ausfallen, vielleicht sogar deutlich. Was genau Trump und Cook besprochen haben, bleibt unklar – aber die strategischen Gespräche zwischen dem US-Präsidenten und dem Chef des wertvollsten Tech-Konzerns der Welt zeigen Wirkung. Für Nutzer heißt das: Die Preise für Apple-Produkte steigen (noch) nicht drastisch, doch das kann sich jederzeit ändern. Solange politische Machtkämpfe über Wirtschaftszölle ausgetragen werden, bleibt auch ein Gigant wie Apple abhängig vom nächsten Anruf im Weißen Haus. (Bild: Shutterstock / Aleksandrkozak)
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