Wenn du heute Siri nutzt, bekommst du einfache Antworten und Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben. Doch was im Hintergrund läuft, ist deutlich komplexer. Apple testet intern deutlich leistungsfähigere Sprachmodelle für Siri, die dem Niveau von ChatGPT bereits sehr nahekommen. Trotzdem werden sie nicht veröffentlicht – wegen technischer und strategischer Bedenken. Ein aktueller Bericht zeigt, wie weit Apple mit seiner KI-Entwicklung ist, aber auch, was den Einsatz der neuen Technologie bisher verhindert.
Apple steht seit Jahren unter Druck, mit KI-Anbietern wie OpenAI, Google und Microsoft Schritt zu halten. In der Öffentlichkeit wirkt es manchmal so, als sei Siri technologisch abgehängt. Doch der Eindruck täuscht. Apple entwickelt leistungsfähige KI-Modelle – intern, ruhig, aber konsequent. Bloomberg berichtet nun, dass diese Modelle längst existieren, aber bewusst zurückgehalten werden. Der Grund ist kein technisches Unvermögen, sondern ein hoher Anspruch an Qualität und Verantwortung.
Apple testet neue Siri-Modelle mit bis zu 150 Milliarden Parametern
Laut Bloomberg arbeitet Apple intern mit mehreren KI-Modellen unterschiedlicher Größe. Genannt werden Varianten mit 3, 7, 33 und 150 Milliarden Parametern. Zum Vergleich: Das aktuell in Geräten eingesetzte Siri-Sprachmodell von Apple Intelligence hat rund 3 Milliarden Parameter. Es wurde bewusst klein gehalten, damit es lokal auf dem Gerät laufen kann – ohne ständig Anfragen an die Cloud zu senden. Das spart Energie und schützt die Privatsphäre. Die größeren Modelle, insbesondere die Variante mit 150 Milliarden Parametern, laufen cloudbasiert. Diese Version soll laut Bericht in der Qualität vergleichbar mit den aktuellsten Versionen von ChatGPT sein. Sie ist also deutlich leistungsfähiger als das, was Nutzer aktuell von Siri kennen.
Apple ist nicht zufrieden mit der Halluzinationsrate
Ein großes Problem der getesteten Siri-Prototypen sind sogenannte Halluzinationen. Das bedeutet, dass das System falsche Informationen erzeugt oder erfundene Inhalte liefert. Bei generativer KI ist das ein bekanntes Phänomen. Apple betrachtet diese Fehlerquote offenbar als zu hoch für eine Markteinführung. Die Veröffentlichung des weiterentwickelten Siri-Chatbots wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben.
Interner Streit über den richtigen Umgang mit der Technologie
Laut den Berichten gibt es innerhalb der Apple-Führung unterschiedliche Meinungen darüber, wie schnell und unter welchen Bedingungen ein KI-gestützter Siri-Chatbot veröffentlicht werden sollte. Es wird vermutet, dass die Diskussionen sich unter anderem darum drehen, wie viele Halluzinationen akzeptabel sind – oder ob überhaupt welche toleriert werden dürfen. Ein namentlich erwähnter Kritiker ist John Giannandrea, Apples ehemaliger Siri-Chef. Er soll sich gegen die Veröffentlichung des neuen Siri-Modells ausgesprochen haben. Andere Führungskräfte sind eher dafür, den Fortschritt auch mit gewissen Risiken zu präsentieren. Diese unterschiedlichen Positionen führen intern zu Verzögerungen.
Auswirkungen auf die WWDC und die Kommunikation nach außen
Die internen Spannungen könnten auch Folgen für Apples Entwicklerkonferenz WWDC haben, die in Kürze stattfindet. Berichten zufolge wird es dort weniger Informationen zu Apple Intelligence geben als ursprünglich angenommen. Die Keynote soll insgesamt kürzer ausfallen als in den vergangenen Jahren. Stattdessen plant Apple offenbar, sich stärker auf visuelle Neuerungen zu konzentrieren. Erwartet wird ein überarbeitetes Design für iPhone, iPad und Mac – inspiriert von der Benutzeroberfläche der Apple Vision Pro.
High-End-Siri bleibt vorerst unter Verschluss
Apple arbeitet im Hintergrund intensiv an einer deutlich leistungsfähigeren Siri. Die neuen KI-Modelle reichen laut internen Tests bereits an das Niveau von ChatGPT heran. Der Schritt zur Veröffentlichung wird jedoch durch zwei Faktoren gebremst: die hohe Halluzinationsrate der Modelle und unterschiedliche Ansichten innerhalb der Führungsebene. Ob Siri schon bald zum echten KI-Assistenten wird, hängt also nicht nur von der Technik ab, sondern auch davon, wie Apple mit den Risiken der Technologie umgeht. Bis dahin bleibt die aktuelle Version von Siri bewusst konservativ – lokal, sicher und begrenzt. Aber unter der Oberfläche tut sich bereits deutlich mehr. (Bild: Apple)
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