Apple steht erneut im Fokus der EU-Kommission. Bis zum 22. Juni soll der Konzern den App Store komplett an das neue Gesetz über digitale Märkte (DMA) anpassen. Ansonsten drohen neue finanzielle Sanktionen. Die erste Strafe in Höhe von 500 Millionen Euro wurde bereits verhängt. Die EU wirft Apple vor, Entwickler zu stark einzuschränken – Apple sieht das anders.
Eigentlich geht es um faire Regeln für digitale Märkte. Doch was als Schritt in Richtung mehr Wettbewerb gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem Machtkampf zwischen Regulierern und einem der weltweit führenden Tech-Unternehmen. Apple versucht, den Anforderungen gerecht zu werden – aber wie viel Freiheit ist genug? Und wie viel Regulierung ist zu viel?
Was das Gesetz über digitale Märkte fordert
Der Digital Markets Act (DMA) ist ein EU-Gesetz, das große Plattformbetreiber wie Apple dazu verpflichtet, ihre Machtstellung nicht auszunutzen. Entwickler sollen frei mit Nutzern kommunizieren und sie über alternative Zahlungsoptionen außerhalb der Plattform informieren dürfen. Auch Links zu externen Websites müssen erlaubt sein – und zwar ohne zusätzliche Hürden oder Gebühren.
Was Apple geändert hat
Apple hat daraufhin neue Regeln eingeführt. Entwickler dürfen jetzt einen externen Link in ihre App einbauen, der Nutzer auf ihre eigene Website weiterleitet. Dort können Käufe außerhalb des App Stores abgeschlossen werden. Apple verlangt dabei, dass dieser Link über einen von Apple bereitgestellten Warnbildschirm führt. Außerdem dürfen keine personenbezogenen Daten über die URL übertragen werden. Das soll laut Apple die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer schützen.
Warum die EU das nicht ausreichen lässt
Die EU-Kommission ist der Meinung, dass diese Umsetzung nicht weit genug geht. In ihrer veröffentlichten Entscheidung mit 67 Seiten heißt es, Apple behindere weiterhin effektiv die freie Wahl von Zahlungsmethoden. Besonders kritisiert wird, dass Apple eine Provision von 27 Prozent auf externe Käufe erhebt – das sei kaum besser als die üblichen 30 Prozent im App Store. Außerdem bemängelt die Kommission, dass die technische Umsetzung Nutzer abschrecke. Der Warnbildschirm, die Einschränkungen bei der Linkstruktur und die fehlende Möglichkeit zur direkten Kommunikation über Preise außerhalb der App seien problematisch.
Apples Sicht auf die Dinge
Apple hält die Kritik für überzogen. In einer Stellungnahme gegenüber 9to5Mac spricht das Unternehmen von sich ständig ändernden Vorgaben der EU und von Lösungen, die bewusst blockiert worden seien. Apple betont, dass man über Monate hinweg an einer Umsetzung gearbeitet habe und dabei versucht habe, Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz unter einen Hut zu bringen. Der Konzern sieht in der Entscheidung eine Bedrohung für Innovation, Wettbewerb und Produktsicherheit – und will Berufung einlegen. Besonders deutlich wird: Apple sieht sich nicht als Gegner des DMA, sondern als Unternehmen, das verantwortungsvoll mit neuen Anforderungen umgehen will, ohne die Nutzer oder die Plattformqualität zu gefährden.
Was als Nächstes passiert
Apple hat bis zum 22. Juni Zeit, um nachzubessern. Andernfalls drohen neue Zwangsgelder. Die erste Strafe von 500 Millionen Euro muss bis zum 23. Juli bezahlt werden, sonst fallen Zinsen an. Die Kommission betont, dass der aktuelle Stand nicht den Anforderungen des Gesetzes entspricht. Apple muss also entscheiden, wie weit es auf die EU zugeht – ohne die eigene Plattform komplett aufzugeben. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob Regulierung wirklich dann gut ist, wenn sie Unternehmen zur Abgabe ihrer Technologien zwingt, ohne die Rahmenbedingungen oder Anstrengungen anzuerkennen.
Apple vs. EU: Ein Streit, der tiefer geht als technische Fragen
Der Streit zwischen Apple und der EU ist ein gutes Beispiel dafür, wie komplex die Regulierung globaler Plattformen ist. Apple hat nachweislich reagiert und Änderungen eingeführt. Ob diese ausreichend sind, bleibt umstritten. Die EU bleibt hart, Apple hält dagegen. Wer hier recht hat, ist nicht schwarz-weiß zu beantworten – es geht um mehr als nur technische Details. Es geht auch um Prinzipien: Kontrolle, Vertrauen, Innovation und Verantwortung. (Bild: Shutterstock / SashaMagic)
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