2024 hat sich gezeigt, dass Push-Benachrichtigungen auf dem iPhone mehr sind als bloße Hinweise auf neue Nachrichten. Während viele Nutzer sie kaum beachten, sind sie für Regierungen zunehmend interessant geworden. Denn über den Push-Benachrichtigungsdienst von Apple lassen sich bestimmte Informationen auf Kontoebene abfragen. Genau das ist in großem Stil passiert – doch Apple reagiert mittlerweile deutlich zurückhaltender als früher.
Apple hat im Laufe des Jahres 2024 deutlich weniger Anfragen von Behörden zu Push-Benachrichtigungsdaten genehmigt. Gleichzeitig hat die Zahl der Anfragen stark zugenommen. Laut Apples aktuellem Transparenzbericht hat sich die Zahl weltweit fast verdoppelt. Während Anfang 2023 noch 119 Anfragen eingingen, waren es Mitte 2024 bereits 277. Trotzdem fiel die Genehmigungsquote im gleichen Zeitraum von 76 auf nur noch 59 Prozent.
Was Regierungen an Push-Benachrichtigungen interessiert
Wenn du einer App erlaubst, dir Push-Nachrichten zu senden, wird ein sogenanntes Push-Token erstellt. Dieses Token verknüpft dein Gerät, die App und deine Apple-ID miteinander. Über dieses Token können Regierungen bestimmte Daten anfordern, etwa deinen Namen, deine E-Mail-Adresse oder deine Adresse. Wenn eine App keine verschlüsselte Benachrichtigung verwendet, kann unter Umständen auch der Inhalt der Nachricht selbst abgefragt werden. Dieser Mechanismus wurde 2023 öffentlich bekannt, nachdem der US-Senator Ron Wyden aufgedeckt hatte, dass Apple und auch Google von Strafverfolgungsbehörden gezwungen wurden, Push-Daten herauszugeben. Wyden warnte außerdem davor, dass auch verschlüsselte Messenger wie Signal betroffen sein könnten, wenn deren Push-Nachrichten nicht ebenfalls verschlüsselt sind. Apple weist im Transparenzbericht darauf hin, dass die Inhalte nicht über den eigenen Dienst entschlüsselt werden, sondern die Sicherheit davon abhängt, wie die jeweilige App die Nachrichten überträgt.
Detaillierte Zahlen zu Regierungsanfragen
Die Transparenzdaten von Apple geben einen detaillierten Einblick in das Ausmaß der Anfragen. Zwischen Januar und Juni 2024 gingen weltweit 277 Anfragen ein – das sind fast doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum 2023 mit 158 Anfragen. Trotzdem sank Apples Genehmigungsrate von 76 auf 59 Prozent. In den USA wurden zwischen Juli und Dezember 2023 insgesamt 99 Anfragen für 345 Push-Tokens gestellt. Apple genehmigte davon 65. Im ersten Halbjahr 2024 genehmigte Apple dann nur noch 36 Anfragen aus den USA. Das Vereinigte Königreich stellte 123 Anfragen und erhielt 111 Mal Zugriff auf Daten. Mitte 2024 waren es immer noch 127 bewilligte Anfragen.
- Besonders auffällig ist der Fall Israel: In einem einzigen Antrag wurde der Zugriff auf Daten zu 694 Push-Tokens gefordert. Apple lehnte diese Massenanfrage ab. Es gibt keine genauen Informationen, aber die Dimension deutet auf eine Maßnahme im Rahmen der nationalen Sicherheit hin.
Weitere Länder wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Singapur tauchen ebenfalls im Bericht auf. Deutschland erhielt bei fünf Anfragen Zugriff. Frankreich, die Niederlande und Singapur stellten ebenfalls Anfragen, die aber von Apple abgelehnt wurden.
Neue Regeln bei Apple: Keine Herausgabe ohne richterlichen Beschluss
Seit Dezember 2023 hat Apple die Anforderungen für die Herausgabe von Push-Daten verschärft. Eine einfache Vorladung reicht nicht mehr aus. Stattdessen ist jetzt ein richterlicher Beschluss notwendig. Das ist ein klarer Kurswechsel und Teil der umfassenderen Datenschutzstrategie des Unternehmens. Apple hat in den letzten Jahren mehrfach neue Funktionen zum Schutz der Privatsphäre eingeführt – darunter App Tracking Transparency, Mail Privacy Protection und Private Relay. Ziel ist es, das Tracking durch Dritte zu begrenzen und den Zugriff auf personenbezogene Daten besser zu kontrollieren. Push-Benachrichtigungen bilden hier eine gewisse Ausnahme, da sie technisch über Apples Infrastruktur laufen und deshalb für Behörden besonders relevant sind.
Was du als Nutzer tun kannst
Auch wenn Apple restriktiver geworden ist, kannst du selbst einige Maßnahmen ergreifen, um deine Daten besser zu schützen. Überprüfe in den Einstellungen die Benachrichtigungsrechte einzelner Apps. Je weniger Apps dir Push-Nachrichten schicken dürfen, desto weniger Push-Tokens werden erstellt – und desto weniger potenzielle Daten gibt es für Behörden. Außerdem kannst du die Vorschau von Nachrichten einschränken. Gehe dafür zu den Mitteilungseinstellungen und wähle unter „Vorschauen anzeigen“ die Option „Beim Entsperren“ oder „Nie“. So erscheinen sensible Inhalte nicht unverschlüsselt auf dem Sperrbildschirm. Für zusätzliche Sicherheit solltest du bevorzugt Apps nutzen, die ihre Push-Nachrichten verschlüsseln oder gar keine senden, wenn sie nicht unbedingt notwendig sind.
Mehr Anfragen, weniger Freigaben – Apple zieht Grenzen
Der Transparenzbericht zeigt deutlich: Regierungen weltweit greifen verstärkt auf Push-Benachrichtigungsdaten zu. Apple reagiert darauf mit mehr Zurückhaltung und strengeren Vorgaben. Das ist ein wichtiges Signal in Zeiten zunehmender digitaler Überwachung. Trotzdem bleibt der Push-Dienst eine Schwachstelle, über die mehr Informationen fließen, als vielen bewusst ist. Als Nutzer hast du die Möglichkeit, den Datenfluss zumindest teilweise zu kontrollieren – durch bewusstes Verhalten und gezielte Einstellungen. (Bild: Apple)
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