Apple hat die ausstehenden 16,5 Milliarden Dollar an Irland gezahlt. Damit ist einer der größten und langwierigsten Steuerkonflikte in der Geschichte der Europäischen Union abgeschlossen. Über Jahre wurde darüber gestritten, ob das Steuerabkommen zwischen Irland und Apple rechtmäßig war. Am Ende musste der Technologiekonzern tief in die Tasche greifen.
Neun Jahre lang lief der Streit zwischen Apple, der irischen Regierung und der EU. Im Kern ging es darum, ob Apple durch Sonderregelungen in Irland unrechtmäßige steuerliche Vorteile erhalten hatte. Die EU-Kommission sah darin eine unzulässige Beihilfe. Irland widersprach. Auch Apple kämpfte juristisch gegen die Entscheidung. Doch nach mehreren Instanzen steht fest: Apple muss zahlen. Und das hat der Konzern nun auch getan. Die letzte Überweisung ging am 9. Mai 2025 ein. Seit dem 13. Mai ist das zugehörige Treuhandkonto geschlossen.
Apple nutzte Irland für steuerliche Vorteile
Apple leitete über viele Jahre die Einnahmen aus allen Verkäufen innerhalb der EU über seinen europäischen Hauptsitz in Irland. Der Standort war steuerlich attraktiv. Irland hatte einen niedrigen Körperschaftsteuersatz von nur 12,5 Prozent – im Vergleich zu anderen EU-Ländern deutlich günstiger. Zusätzlich profitierte Apple von individuellen Steuerabsprachen mit der irischen Regierung. Diese führten laut Schätzungen dazu, dass der effektive Steuersatz für Apple teilweise unter zwei Prozent lag.
EU-Kommission entschied: Das ist nicht rechtens
Im Jahr 2016 stellte die EU-Kommission fest, dass diese Sonderregelungen eine unzulässige staatliche Beihilfe darstellten. Das eigentliche Problem lag nicht bei Apple, sondern bei der irischen Regierung, die laut der Kommission gegen EU-Recht verstoßen hatte. Da die Steuervorteile aber nicht legal waren, musste Apple die entgangenen Steuern nachzahlen. Der geforderte Betrag lag bei rund 13 Milliarden Euro, also etwa 15 Milliarden Dollar.
Berufungen verzögerten die Zahlung über Jahre
Apple und Irland legten gegen die Entscheidung Berufung ein. Während das Verfahren lief, wurde vereinbart, dass Apple die geforderte Summe auf ein Treuhandkonto überweist. Dieses Konto wurde von Gerichten kontrolliert und sollte sicherstellen, dass das Geld entweder an die irische Regierung geht oder – im Fall eines Erfolgs von Apple – wieder zurückübertragen wird.
Zwischenzeitlich schwankte der Wert des Treuhandkontos
Das Geld wurde in risikoarme Wertpapiere investiert. Dadurch war der Kontostand gewissen Schwankungen unterworfen. Zwischenzeitlich hatte der Fonds fast eine Milliarde Dollar an Wert verloren. Im weiteren Verlauf erholte sich der Betrag wieder. Als im Mai 2025 die endgültige Überweisung an die irische Regierung erfolgte, war der Gesamtwert auf 14,25 Milliarden Euro, also 16,5 Milliarden Dollar, gestiegen.
Rechtliches Finale im September 2024
Die erste Berufung hatte Apple noch gewonnen. Damals hieß es, die EU habe nicht ausreichend belegt, dass Apple einen unfairen wirtschaftlichen Vorteil erhalten habe. Die EU legte daraufhin erneut Berufung ein. Im September 2024 wurde diese jedoch abgewiesen. Damit war das Urteil endgültig. Apple musste zahlen.
Letzte Zahlung und Kontoauflösung im Mai 2025
Nach dem Abschluss des Verfahrens wurde der gesamte Fonds von 14,25 Milliarden Euro an die irische Staatskasse überwiesen. Die letzte Überweisung erfolgte am 9. Mai 2025. Die irische Regierung bestätigte, dass das Treuhandkonto mit Wirkung zum 13. Mai 2025 vollständig geschlossen wurde. Es verblieben keine Vermögenswerte mehr auf dem Konto. Die gesamte Summe ging in mehreren Barüberweisungen an die Staatskasse, nachdem alle Gebühren und Betriebskosten beglichen worden waren.
Apple zahlt, Europa zieht Konsequenzen
Mit der Zahlung der 16,5 Milliarden Dollar durch Apple endet eine außergewöhnlich langwierige und aufsehenerregende Auseinandersetzung. Der Fall gilt als Signal an internationale Konzerne, dass Steuerkonstrukte zwar legal erscheinen mögen, aber dennoch mit politischen und rechtlichen Risiken verbunden sind. Für Apple bedeutet das zwar einen erheblichen finanziellen Aufwand, doch vor allem zeigt der Fall: Steuerpolitik in der EU wird zunehmend strenger – und Irland muss sich künftig gut überlegen, wie weit Sonderregelungen für große Unternehmen gehen dürfen. (Bild: Shutterstock / TSViPhoto)
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